Die Abteien der Südvendée
Am Rande des Naturschutzgebiets Marais Poitevin, südlich von Fontenay-le-Comte, befinden sich zwei besonders geschichtsträchtige Stätten: die Abteien Saint-Vincent de Nieul-sur-l'Autise und Saint-Pierre de Maillezais.
Die Abtei von Nieul-sur-l'Autise wurde im Jahre 1068 dank der finanziellen Unterstützung der Grafen des Bas-Poitou und der Herzöge von Aquitanien gegründet. Die Führung wurde den Augustiner-Chorherren anvertraut, bevor sich dort im Jahre 1141 die damalige Königin Frankreichs und spätere Königin von England, Eleonore von Aquitanien, niederließ. Ihr ist es zu verdanken, dass die Abtei zur königlichen Abtei erklärt wurde.
Die Religionskriege im 16. Jahrhundert trieben die Anlage schnell in den Ruin. Chor, Refektorium, Kapitelsaal und Küche erlitten in dieser Zeit starke Schäden, was dazu führte, dass die Mönche sie im 17. Jahrhundert gänzlich verließen.
Erst im Jahre 1968 erworb der Conseil Général der Vendée die Abtei und unternahm große Renovierungsarbeiten. Heute gehört die Abtei von Nieul-sur-l'Autise zu den wenigen monastischen Anlagen im Bas-Poitou, deren Hauptbestandteile fast vollständig erhalten sind. Ihr romanischer Kreuzgang ist sogar der einzige in Westfrankreich, der nahezu unzerstört geblieben ist.
Kreuzgang (Saint-Vincent de Nieul-sur-l'Autise)
Bei Ihrem Besuch besichtigen Sie die Kirche St. Vincent mit ihrem beeindruckend verzierten Portal, das Kloster, den Klostergarten und einige Konventgebäude. Licht- und Toneffekte und mittelalterliche Musik entführen Sie dabei schnell in die meditative Welt der Mönche.
Abbaye Royale de Nieul-sur-l'Autise
Die benediktinische Abtei Saint-Pierre de Maillezais wurde bereits im Jahre 1003 auf einer ehemaligen Insel im Golfe des Pictons gegründet. Ihre Architektur war eine Besonderheit für die Region und lässt heute noch die auffallende Schönheit der Anlage erahnen. Die Benediktinermönche haben eine bedeutende Rolle bei der wirtschaftlichen Entwicklung des umliegenden Sumpfgebiets gespielt.
Der Ort war ebenfalls Begräbnisstätte der Herzöge von Aquitanien und mehr als drei Jahrhunderte lang Bischofssitz. Der französische Schriftsteller Rabelais hat sich hier einige Zeit zurückgezogen und Inspiration für seine Arbeit gefunden.
Die Abtei verfiel während der Französischen Revolution, aber dennoch sind heute noch einige Säle der Konventgebäude zu besichtigen, wie Küche, Refektorium, Vorratskammer und Salzkeller.
Konventgebäude und Salzkeller (Abbaye de Maillezais)
Besonders beeindruckend ist natürlich die imposante Fassade der Klosterkirche. Man sieht sie schon von weitem. Der Turm ist zwar teilweise zerstört, aber gewährt dennoch Zutritt und ermöglicht einen schönen Rundblick aus der Höhe über Land und Sumpfgebiet.
Eine etwa 20minütige Filmprojektion veranschaulicht die ursprüngliche Beschaffenheit der Anlage und das Leben der Mönche vor Ort. Auch ein Spaziergang durch den weitläufigen Park lohnt sich und verschafft einen interessanten Überblick.
Beide Abteien sind Austragungsorte für zahlreiche kulturelle und musikalische Veranstaltungen. So findet hier zum Beispiel jedes Jahr im Frühling das Festival für klassische Musik Festival des Voûtes Célestes statt, und die Abtei von Maillezais bietet Anfang Dezember eine herrliche Kulisse für den orientalischen Weihnachtsmarkt.
Mehr Infos zu Öffnungszeiten und Preisen finden Sie hier:
Abtei Nieul-sur-l'Autise
Die Anfahrt von La Tranche sur Mer beträgt etwa 80 Km, aber Sie werden dafür mit einem großen Stück Geschichte und Kultur der Vendée belohnt!